Liebe Petra, liebe Mitglieder*innen und liebe Freund*innen des Vereins Freunde der Waisenkinder e.V.
Heute haben wir hier zusammengefunden, um eine ganz besondere Frau zu ehren! Petra, die seit sage und schreibe 35 Jahren mit unglaublichem Engagement und Herzblut für unseren Verein arbeitet!
35 Jahre, in welchen Du auch 15 Jahre lang die Funktion der 1. Vorsitzenden ausgeübt hast, ist eine lange Zeit! Mit Deiner Leidenschaft, Deinem Fleiß und Deiner unermüdlichen Energie hast Du so viel bewirkt und für uns getan, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Heute aber möchten wir Dir diese Anerkennung endlich aussprechen.
Beginnen möchte ich mit Deinen biographischen „Lebenslinien“, die nicht zuletzt Deinen Weg in vielerlei sozial- und auch schulpädagogische Arbeitsfelder geebnet haben:
Auf die Welt gekommen bist Du als zweitgeborenes Kind der Eheleute Waltraud Krense, geb. Reddemann, und Horst Krense, am 24.12.1964 – sozusagen als Christkind – in Berlin. Gute drei Jahre zuvor war Dein Bruder Tino geboren. Deine Mutter, gelernte Textilfachverkäuferin, war Hausfrau – Dein Vater Ingenieur bei „Lampen Osram“. Nichts deutete daraufhin, dass sich in Deiner von Beginn an behüteten Kindheit besondere Veränderungen ergeben würden – geschweige denn, dass man sogar Berlin verlassen würde.
Doch es kam anders: der Ruf an den Vater, doch nach München zu kommen, um dort die neueste Sparte der Glühbirnen-Entwickler bei Osram zu unterstützen. Als Du 5 Jahre alt warst, zog die Familie nach Ottobrunn bei München – exakt zum 01. April 1969. Dein Geburts-Stichtag und das neue Bundesland Bayern brachten es mit sich, dass Du erst 2 ½ Jahre später, im September 1971, eingeschult worden bist. Es zeigte sich schnell, dass Dir die Schule schon die ersten vier Jahre großen Spaß machte – und Du als gute Schülerin bald schon selbst den Wunsch hegtest, vielleicht selbst einmal Grundschullehrerin zu werden!
Dann 9 Jahre Gymnasium – ohne einmal eine Klasse wiederholen zu müssen – mit dem erfolgreichen Abitur-Abschluss im Frühsommer 1984!
Es muss eine durchschlagende Intuition gewesen sein, die Petra veranlasste, sich für eine Ausbildung zur staatlich geprüften Erzieherin an der Städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik zu entscheiden – denn diese innere Wegweisung stand für sie jetzt an erster Stelle.
Schon mit der Vorpraktikantinnen-Stelle in der KITA in Unterhaching und einem begleitenden „Heilpädagogischen Praktikum“ in einer Mädchen-Außenwohngruppe des Kinderheims Feldkirchen – das alles im Rahmen ihrer Ausbildung – manifestierte sich deutlich:
Petra hat die Jugendarbeit für sich entdeckt! Dann erschien die Annonce: “Praktikant*innen im Anerkennungsjahr gesucht“ (damals noch ohne Gender-Sternchen). Der Träger war und ist das Städtische Waisenhaus in München – heute versehen mit dem zeitgemäßen Namen: „Kinder- und Jugendhilfeverbund“.
Liebe Petra, es sollte ein Meilenstein in Deinen Lebenslinien werden, als Du im Herbst 1987 ins Waisenhaus eingetreten bist – und ich sag`es jetzt, wie es ist: Dieses – auch vielen von uns, die wir hier sind, prägende – Haus hast Du nie wieder verlassen! Nur in abgeänderter Form – nämlich inzwischen als eine längst im Ehrenamt Tätige im Förderverein Freunde der Waisenkinder e.V., in welchem Du in vielerlei Hinsicht eine tragende Figur werden solltest!
Schon im Anerkennungsjahr warst Du in der Jugendwohngruppe (JWoGr) des Waisenhauses eine wichtige Mitarbeiterin. Es kam darauf an, die Jugendlichen, die aus den Kindergruppen des Heims herausgewachsen waren – oder auch von außen kamen – aber auf keinen Fall mehr Kinder waren, in ihren individuellen Bedürfnissen und Entwicklungen – die unterschiedlicher nicht hätten sein können – aber alle in der Sehnsucht nach Autonomie und einem guten Leben darin, getragen waren – zu begleiten und zu unterstützen. Für Dich, Petra, war klar – mit diesen Kids „möchte ich weiterarbeiten“ und ich bewerbe mich um eine Übernahme in eine feste Anstellung. Beinahe wäre es schiefgegangen, da zu diesem Zeitpunkt 1988 der Weiterbestand der JWoGr auf der Kippe stand. Vielleicht (der Autor weiß es nicht) hat gerade die starke Präsenz von Petra diese Entscheidung mitgetragen, dass den Jugendlichen dieses Angebot erhalten blieb.
Einige Jugendliche aus den Gruppen des Waisenhauses und mehrere, die von außerhalb von Jugendämtern vermittelt wurden, hat Petra in der Zeit von 1987 bis 1995 betreut – und dabei viele neue Strukturen geschaffen – wie z. B. Vorleben von konsequenter Anerkennung der Kids, dabei in der Haltung „Trennung von Verhalten und Person“. Oder auch Erstellung eines „Nachsorgekonzeptes“ (Was passiert, wenn ich ausziehen muss?)
Petra, Du wurdest wegen Deiner Kompetenzen auch in den Arbeitskreis der Jugendwohngruppen Oberbayerns berufen!
Und Dein damaliges großes Resümee, welches Du mir in unseren Gesprächen anvertraut hast, war:
„ICH WERDE NIE WIEDER EINE ARBEITSSTELLE FINDEN, WELCHE SO WIE DIE JUGENDWOHNGRUPPE ZU MIR GEPASST HAT! ALLES, WAS ICH KANN, WAR DA WICHTIG!“
Und dabei hat sich bei Dir in den 8 Jahren eine Arbeitszeit, die so viel war wie für 12 Jahre Vollzeit, aufgetürmt …- !
Schnell war auch klar – in Deinen Anfangsjahren im Waisenhaus – dass Dein Chef, Horst Bahr, der zu dieser Zeit den Vorsitz im Verein innehatte, Dein Faible für die Arbeit mit den Kids und Deine Tatkräftigkeit schnell erkannte und Dich konkret um eine Mitgliedschaft im Förderverein anwarb – mit dem Hinweis, dass so wenige Mitarbeiter*innen des Waisenhauses auch Mitglieder und Aktive im Verein seien.
Somit wurdest Du schon 1989 begleitend zu Deiner Tätigkeit Mitglied im Verein Freunde der Waisenkinder e.V. (übere 36. Jahre !!). Auf der Jahresmitgliederversammlung 1995 bist du dann als Beisitzerin in den Vorstand gewählt worden – also waren es im März 2025 – 30 Jahre im Vorstand .
Immer im Einklang mit der Arbeit von Horst Bahr und den anderen aktiven, auch wechselnden Personen in Vorstand und Beirat, hast du durch Deine Ideen und Deinen kontinuierlichen Einsatz – dem Vereinsgeschehen eine besondere Note verliehen. U. a. auch, weil es Dir gelang, selbst Jugendliche aus der JuWoGr, die sich im Übergang zur Selbständigkeit befanden, für die Mitgliedschaft im Verein zu gewinnen. Deshalb wurdest Du auch – inzwischen nicht mehr als Mitarbeiterin des Waisenhauses – aber in stetiger Arbeit an der Weiterentwicklung des Vereins in der Jahreshauptversammlung im Jahr 2000 einstimmig zur 1. Vorsitzenden gewählt – und hast dieses Amt 15 Jahre lang ausgefüllt! Durch Satzungsänderungen, welche den Verein als Instanz der Kinder- und Jugendhilfe für alle Kinder und Jugendlichen definierten – und mit Deiner Federführung wurde das Spektrum an Einzelfallhilfen enorm ausgebaut – und die Nutzer unserer Ferienhäuser kamen inzwischen aus dem gesamtdeutschen Raum. Darüber hinaus Elterninitiativen, Kita`s, Kirchliche Gruppen – und nicht zuletzt auch ehemalige Betreute aus dem Waisenhaus, die die Angebote des Vereins wahrnahmen.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass Du, liebe Petra, auch in einer konsequenten Art und Weise 25 Jahre lang (seit Winter 2000) den jährlichen Vereinsbrief an die Mitglieder*innen mit einer Liebe und Akribie verfasst hast, die dem Verein über alle Jahre hinweg großen Zuspruch und nicht zuletzt viele notwendige Spenden und Beiträge gebracht haben! Da war dein erster Vereinsbrief der von Dez 2000 und der letzte der von Dez 2024 war, somit waren das gesamt 25 Briefe und Jahre.
Von Anbeginn des Referats in 2000 bis 2015- somit 20 Jahre – hatte du immer alleine das Referat „Einzelfallhilfe“ verantwortet. Dein“Baby“ hier waren die großen Weihnachtsaktionen im Umfang von 10.000 bis 25.000 € jährlich, die wir so leider in keinem Heim mehr durchführen dürfen aufgrund veränderter Gesetzeslage. Von Anbeginn des Referats Öffentlichkeitsarbeit in 1997 bis 2017 – somit 20 Jahre – hattest du immer alleine das Referat „Einzelfallhilfe“ verantwortet.
Und das alles mit einer Energie und einem Arbeitsaufwand, der Dich auch immer wieder an Grenzen stießen ließ: Sowohl mit dem eigenen Haushalten von Kräften – als auch in der Anforderung, Deinem neuen Berufsfeld als Lehrerin an der Fachoberschule, die jetzt ihrerseits werdende Sozialpädagog*innen ausbildet, gerecht zu werden. Und gleichzeitig beiden Eltern, die zunehmend pflegebedürftig wurden, zusammen mit Deinem Bruder Tino, die notwendige Pflege und Unterstützung zukommen zu lassen.
So kam es leider, dass beide Eltern im Jahr 2015 gestorben sind – und Du selbst auch nicht nur sehr traurig, sondern einfach mit Deinen Kräften am Ende warst!
Nur gut, dass Du dann auch das Zepter der Vorsitzenden abgegeben hast – die beiden Nachfolger*innen Annemarie Plecher und Werner Rottenfußer führen diese verantwortliche Arbeit seit 2015 in einem großen Maße sehr gut aus! Nun, Petra, lass` Dich ruhig mal auf ein Schild heben – Du hast es verdient! Und lass`Dir von allen, die Dich kennen und mögen – gratulieren! Zuerst zu Deinem 60. Geburtstag im zurückliegenden Jahr – dann nochmal zu 35 Jahren aktiver Mitgliedschaft im heutigen Jahr 2025, dem 75. Jahr des Vereins!
Im Namen von allen, die weiterhin mit ihrem Engagement alles, was die Vereins- Arbeit sinnvoll macht, unterstützen,
Herzlich
Sepp Sommer-Opitz
(ehem. Bewohner des Waisenhauses u. Vereinsmitglied)
München, den 11. 04. 2025

Dieses Bild zeigt von links nach rechts:
Annemarie Plecher (2. Vorsitzende), Werner Rottenfußer (1. Vorsitzender), Petra Krense sowie Sepp Sommer-Opitz
